Iran setzt Kopfgeld auf illegale Miner aus
Inmitten der schlimmsten Hitzewelle der letzten 50 Jahre unterbrechen Stromausfälle die Klimaanlagen und Produktion. Bitcoin-Miner verschärfen das Problem – weshalb die Regierung versucht, sie durch ein Kopfgeld aufzuspüren.
Eine Million Toman setzt die Regierung für Bürger des Irans aus, wenn diese eine einzelne nicht-autorisierte Bitcoin-Miningfarm melden. Dies gab vor kurzem Mostafa Rajabi Mashhadi bekannt, CEO des staatlichen Stromversorgers Tavanir. Die Summe dürfte aber keine überragenden Anreize geben, in den Fabrikhallen der Nachbarschaft zu schnüffeln. Sie entspricht gerade mal 20 Dollar.
Das Problem scheint aber ernst zu sein. Der Iran steht laut der Zeitschrift Iran International inmitteln einer „ eskalierenden Energiekrise „. Während eine schlimme Hitzewelle das Land im Griff hält, die Temperaturen über 45 Grad steigen, und die Regierung den „Hitze-Lockdown“ anordnet, fällt immer wieder der Strom aus. Bürger schreiben das gegenüber dem Online-Magazin der „Inkompetenz der Beamten der Islamischen Republik“ zu.
Schon seit Jahren schafft es die Regierung nicht, durch die verstaatlichten Energieversorger den Stromverbrauch zu decken, was in jedem Sommer zu weiten Blackouts führt. Dieses Jahr ist die Situation jedoch noch angspannter, da „sich die Ausfälle intensiviert haben und die Lücke zwischen Angebot und Bedarf weiter wurde.“ Ein Bürger beklagt sich gegenüber dem dissidenten Magazin: „Unsere Beamten faseln davon, gegen Israel in den Krieg zu ziehen, aber sie haben unsere Ressourcen vergeudet, indem sie Geld an Gruppen wie Hamas und Hisbollah spendeten, so dass wir als Nation nun die Rechnung bezahlen.“ Das Regime führe einen globalen Kampf um nukleare Energie, könne aber noch nicht einmal die Stromversorgung sicherstellen.
Krypto-Miner – vor allem Bitcoin-Miner – sind nicht die Ursache des Problems, verschärfen es aber, erklärte Mashhadi. „Opportunistische Individuen nutzen unsere öffentlichen Stromnetze aus, um ohne ordentliche Erlaubnis Kryptowährungen zu schürfen.“ Das nicht-legitime Mining habe „einen abnormalen Anstieg des Elektrizitätsverbrauchs“ nach sich gezogen und „signifikante Störungen und Probleme des landesweiten Stromnetzwerks verursacht.“
Man habe bereits 230.000 illegale Krypto-Miner aufgespürt, die Strom im Umfang von 800 bis 900 Megawatt verbrauchen, was, so Mashhadi weiter, „dem Verbrauch der gesamten Markazi-Provinz entspricht.“ In der Provinz im Nordwesten nahe der Hauptstadt Teheran leben etwa 1,5 Millionen Menschen
Der Vorfall zeigt einmal mehr, wie kompliziert das Verhältnis des Irans zu Kryptowährungen ist. Auf der einen Seite begrüßt das Land die Miner, da sie den eigentlich reichlich vorhandenen Strom in Devisen, also international gültiges Geld, umwandeln. Wegen der umfangreichen Sanktionen kann der Iran weder Energierohstoffe noch Produkte ohne Einschränkungen exportieren; Bitcoins zu schürfen ist eine an sich passable Methode, den Reichtum an Öl und Gas zu Geld zu machen.
Doch das Stromnetzwerk des Landes sowie die Produktionsstätten können nicht mit dem Bedarf mithalten, den die Miner bei den günstigen Strompreisen im Iran schaffen. Laut Verivox kostet eine Kilowattstunde im Iran 0,23 Cent – Cent, nicht Euro! – und ist damit international am günstigsten. Ein so tiefer Preis zieht Bitcoin-Miner in prinzipiell unbeschränkten Ausmaß an, die den Strom abnehmen, solange er fließt und günstig bleibt.
Günstig ist der Strom im Iran nicht nur wegen der reichlich verfügbaren Energierohstoffe, sondern auch wegen den hohen Subventionen. Kein Land der Welt zahlt so viele Subventionen für die Strompreise – im Jahr 2019 angeblich 19 Prozent des BIP – was schon lange zu ökonomisch wenig sinnvollen Verbrauchsmustern und Verschwendung führt. Die Probleme durch Bitcoin-Miner zeigen nun, dass es im Jahr 2024 so gut wie unmöglich ist, Mining zu erlauben und Strom zu subventionieren, wenn man kein starkes Stromnetz hat. Die Miner sind längst ein Faktor im globalen Energiemarkt geworden.
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